Was ist KI-Governance und warum ist sie so wichtig?

Was ist KI-Governance und warum ist sie so wichtig?

Lesezeit ca. 5 Min.
Autor
Leah Serrer
Artikel
Internet

Wusstest Du, dass KI-Systeme ohne angemessene Aufsicht erhebliche soziale und ethische Schäden anrichten können?

Künstliche Intelligenz wird in immer mehr Unternehmen als strategischer Erfolgsfaktor genutzt. Doch mit den Möglichkeiten wachsen auch die Herausforderungen: Wie stellt man sicher, dass KI-Systeme verantwortungsvoll genutzt werden? Wie vermeidet man rechtliche Risiken und baut Vertrauen bei Kundschaft und Mitarbeitenden auf?

Man merkt schnell: die Notwendigkeit einer soliden KI-Governance wird immer deutlicher. Um dieses komplexe Thema besser zu verstehen, habe ich mich an meinen Kollegen Stephen Kunstmann gewandt, unseren absoluten Experten für KI-Governance und Change Management.

Erfahre jetzt, was KI-Governance ist, warum sie wichtig ist und wie sie in der Praxis umgesetzt wird.

Was ist KI-Governance?

KI-Governance bezieht sich auf Richtlinien, die sicherstellen, dass KI-Tools und -Systeme sicher und ethisch vertretbar sind. Sie definiert Rahmenbedingungen, Regeln und Standards, die die KI-Forschung, -Entwicklung und -Anwendung steuern, um Sicherheit, Fairness und die Achtung der Menschenrechte zu gewährleisten.

KI-Governance bietet somit einen strukturierten Ansatz zur Risikominderung und stellt sicher, dass Algorithmen überwacht, bewertet und aktualisiert werden. Dabei ist es wichtig, dass nicht nur die Entwickler und Hersteller von KI-Systemen, sondern auch die Endanwender in Unternehmen klare Richtlinien und Schulungen erhalten, um eine verantwortungsvolle Nutzung sicherzustellen. Dies schafft Handlungssicherheit und erhöht das Bewusstsein für die ethischen und sozialen Implikationen von KI, egal ob man Hersteller oder Nutzer von KI ist.

Unterschied: KI-Regulierung

KI-Governance bezieht sich auf interne Prozesse, Richtlinien und Strukturen, die Organisationen implementieren, um die Entwicklung und den Einsatz von KI zu steuern. Dies umfasst ethische Leitlinien, Risikomanagement, Transparenz und Verantwortlichkeit innerhalb der Organisation.

Die KI-Regulierung hingegen bezieht sich auf externe gesetzliche und behördliche Rahmenbedingungen, die von Regierungen und internationalen Organisationen festgelegt werden, um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zu kontrollieren und zu überwachen. Diese Vorschriften sind verbindlich und gelten für alle Organisationen, die in deren Zuständigkeitsbereich fallen.

Warum ist KI-Governance wichtig?

Die Bedeutung der KI-Governance wird durch prominente Fehltritte wie den Tay-Chatbot-Vorfall aus dem Jahr 2016 deutlich.

Eigentlich sollte “Tay” (Akronym von "Thinking About You") eine liebenswürdige Gesprächspartnerin sein, die von anderen Usern lernt und spielerisch mit ihnen interagiert. Doch das Internet schaffte es, innerhalb eines Tages aus der liebenswürdigen KI einen rassistischen und sexistischen Chatbot zu machen.

Je mehr man mit Tay chattete, desto besser konnte sie auf ihr Gegenüber eingehen. Doch ganz nach dem “Garbage in, Garbage out”-Prinzip führte die Menge und Qualität der Daten direkt zu ihrem problematischen Verhalten: User bombardierten Tay mit hasserfüllten Botschaften, Propaganda und Fehlinformationen. So entwickelte sich die fröhliche KI innerhalb weniger Stunden zu einem Beleg von Godwins Law. Nach gerade 16 Stunden wurde der Chatbot wieder abgeschaltet.

Dieser Vorfall zeigt, dass ohne angemessene Aufsicht von KI ein enormer Schaden entstehen kann. KI-Governance zielt darauf ab, technologische Innovationen mit rechtlichen Anforderungen in Einklang zu bringen, Risiken zu minimieren und Vertrauen zu schaffen - für eine sichere und verantwortungsvolle Nutzung.

Die Erfahrung mit Tay führte zu wichtigen Learnings und Änderungen, die dafür sorgen sollen, ähnliche Vorfälle zu vermeiden:

  • Rechtliche Sicherheit: Ab 2025 greifen neue EU-Regularien wie der AI Act. Unternehmen, die nicht vorbereitet sind, riskieren empfindliche Strafen.
  • Vertrauen von Kunden und Partnern: Niemand möchte mit einem Unternehmen arbeiten, dessen KI Fehler macht oder unethische Entscheidungen trifft.
  • Effizienzsteigerung & Risikominimierung: Mit klaren Regeln lassen sich Risiken frühzeitig erkennen und vermeiden, sodass KI zu einem echten Wettbewerbsvorteil wird.
  • Orientierung für Mitarbeiter: Eine KI-Governance bietet klare Leitlinien und Sicherheit, wie und wann KI im Unternehmen genutzt werden darf.
  • Überwachung uns Sensibilisierung: Unternehmen haben erkannt, dass es nicht ausreicht, nur technische Maßnahmen zu ergreifen. Es bedarf auch einer kontinuierlichen Überwachung und Anpassung der KI-Systeme sowie einer Sensibilisierung der Nutzer für potenzielle Risiken und ethische Fragestellungen.

Wer überwacht eine verantwortungsvolle KI-Governance?

KI-Governance ist eine kollektive Verantwortung, bei der jede Führungskraft sicherstellen muss, dass KI-Systeme verantwortungsvoll und ethisch korrekt eingesetzt werden. Verschiedene Richtlinien und Frameworks zeigen, wie KI-Governance in der Praxis umgesetzt wird.

Beispiele für KI-Governance

  1. Ethik-Richtlinien: Viele Unternehmen und Organisationen entwickeln und implementieren ethische Richtlinien für den Einsatz von KI. Ein Beispiel ist Google, das seine “AI Principles” veröffentlicht hat, die ethische Grundsätze für die Entwicklung und den Einsatz von KI-Technologien festlegen. Diese Prinzipien beinhalten Verpflichtungen zur Fairness, Transparenz und Verantwortlichkeit.
     
  2. Risikomanagement-Frameworks: Unternehmen wie Microsoft haben umfassende Risikomanagement-Frameworks für KI entwickelt. Diese Frameworks helfen dabei, potenzielle Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu mindern, die mit dem Einsatz von KI verbunden sind. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Sicherstellung der Datensicherheit und des Datenschutzes.
     
  3. Transparenzinitiativen: IBM hat Initiativen zur Förderung der Transparenz in der KI-Entwicklung gestartet. Ein Beispiel ist das “AI FactSheet”, das detaillierte Informationen über die Datenquellen, Algorithmen und die Leistung von KI-Modellen bereitstellt. Dies soll sicherstellen, dass die Nutzer und Stakeholder ein klares Verständnis davon haben, wie die KI-Systeme funktionieren.
     
  4. Verantwortlichkeitsstrukturen: Einige Organisationen haben spezielle Gremien oder Ausschüsse eingerichtet, die für die Überwachung und Steuerung der KI-Entwicklung verantwortlich sind. Zum Beispiel hat die Deutsche Telekom einen “AI Ethics Board” ins Leben gerufen, der sicherstellt, dass alle KI-Projekte den ethischen Standards und Unternehmensrichtlinien entsprechen.
     
  5. Schulungs- und Sensibilisierungsprogramme: Unternehmen wie Accenture bieten Schulungsprogramme für ihre Mitarbeiter an, um das Bewusstsein für die ethischen und sozialen Implikationen von KI zu schärfen. Diese Programme zielen darauf ab, sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter die Prinzipien der KI-Governance verstehen und in ihrer täglichen Arbeit anwenden.
     
  6. Externe Audits und Zertifizierungen: Einige Organisationen lassen ihre KI-Systeme von externen Stellen auditieren und zertifizieren, um die Einhaltung von Governance-Standards zu gewährleisten. Ein Beispiel ist die Zertifizierung nach dem Standard ISO/IEC 27001 für Informationssicherheitsmanagement, die auch Aspekte der KI-Governance abdecken kann.

Fazit: Für sichere und faire KI-Systeme

Die beschriebenen Maßnahmen und Beispiele zeigen, wie Unternehmen und Organisationen diese Prinzipien in die Praxis umsetzen können. Während die Technologie weiter voranschreitet, wird die Bedeutung einer verantwortungsvollen KI-Governance nur noch zunehmen. Es liegt an uns allen, sicherzustellen, dass KI-Systeme zum Wohl der Gesellschaft eingesetzt werden. Indem wir ethische Standards und Sicherheitsmaßnahmen einhalten, können wir das volle Potenzial der KI ausschöpfen und gleichzeitig ihre Risiken minimieren.

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